SONGBOOKS
Der Choral der Zisterzienserinnen
Songs von John Cage
„Jede Veränderung der kulturellen Werkzeuge löst in der Menschheitsgeschichte eine tiefgreifende Krise des überkommenen oder geltenden „Kulturmodells“ aus. ... Die Erfindung der Schrift ist dafür ein Beispiel“ (Umberto Eco 1964)
Das aktuelle Programm mit dem Titel SONG BOOKS widmet sich zum einen den geistlichen Gesängen aus den Handschriften der Zisterzienserinnen im Mittelalter, zum anderen den Liedern aus Songbook I von John Cage. Die musikalischen Gegensätze könnten nicht größer sein, jedoch gibt es ein verbindendes Element:
Der Dialog zwischen Komponist und Interpret durch die Notation.
Schrift, musikalisch gesprochen Notation dient als Gedächtnisstütze, als Mittel des Festhaltens von Vergänglichem, aber auch als Graphik oder Typographie, als “Schrift – Bild“, das zusammen mit dem verwendeten Schreibwerkzeug eigenen Emotionsgehalt entwickelt.
Die Handschriften des Kloster Wonnental im Breisgau (um 1340) und die zwei vermutlich in Böhmen entstandenen Graduale-Handschriften aus Kloster Marienthal (13. und 15.Jh.) bewahren den Choral der Zisterzienserinnen seit dem Mittelalter. Die Notation zeigt exakte Tonhöhen an, enthält aber keine rhythmische Information. Der Interpret knüpft beim Singen aus den Codices an das jahrhundertalte Gedächtnis und an die Wiederholung an.
John Cage entwickelte neue Notationsformen um seine musikalische Klangwelt für den Interpreten lesbar zu machen. Die Notation passt sich jeweils den Bedürfnissen der Musik an und kreiert den Dialog zwischen Komponist und Interpret.
PERSONAT
Sabine Lutzenberger - Stimme, Lg
Christine Mothes - Stimme
Jasmina Črnčič - Stimme
Elizabeth Rumsey - Fidel